Editorial:
Die Auseinandersetzung mit Heterogenität hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die der Heterogenität zugrunde liegende Verschiedenheit, Veränderlichkeit und Unbestimmtheit fokussiert sich auf das handelnde lernende Subjekt. Um Heterogenität greifbar zu machen, wird auf Kategorien wie Alter, Geschlecht, soziale Herkunft, kulturelle Zugehörigkeit oder religiöse Orientierung zurückgegriffen.
Welche Rolle spielt diese Vielfalt in den aktuellen Diskussionen innerhalb der beruflichen Bildung? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines berufsbildungswissenschaftlichen Seminars, das selbst organisiertes Lernen, die Debatte über Bildungsstandards, die Auseinandersetzung mit Ausbildungsbausteinen sowie ausgewählte Fragen der Schulentwicklung thematisierte. Nachdem während der Vorlesungszeit der Implikationszusammenhang zwischen Heterogenität und diesen Themen im Plenum erörtert wurde, konnten die Seminar-Teilnehmer/innen die Diskussion im Rahmen einer Hausarbeit fortsetzen und vertiefen.
In diesem Band werden einige der sehr guten Seminararbeiten veröffentlicht. Und dies aus gutem Grund: Die vorliegenden Ausführungen haben es verdient, Dritten zugänglich gemacht zu werden, statt im Aktenordner zu verstauben. Der / die interessierte Leser/in wird pointierte Darstellungen mit anregenden Hinweisen über und für die Diskussion zum selbst organisierten Lernen, zu Bildungsstandards, Ausbildungsbausteinen und zur Schulentwicklung finden. Gleichzeitig wird er für die Frage sensibilisiert, welche Relevanz all dies im Kontext von Heterogenität hat. Zudem erfährt der Leser, wie sich Studierende zu aktuellen Herausforderungen der beruflichen Bildung positionieren und welche Chancen sie für eine zukunftsfähige berufliche Bildung erkennen. Auch wenn die vorliegende Veröffentlichung nicht den Anspruch erhebt, eine umfassende, vollständige und detaillierte Darstellung der einzelnen Probleme zu liefern - dies überlassen wir erfahrenen Kollegen -, gewinnt der (einschlägig vorgebildete) Leser Einblicke in den berufsbildungswissenschaftlichen Diskurs sowie in die Denk- und Sichtweisen zukünftiger Lehrer/innen.
Die in diesem Band zusammengefassten Arbeiten spiegeln die aktuellen Diskurse wider und arbeiten die jeweils charakteristischen Kerngedanken bzw. Argumentationsfiguren in den Auseinandersetzungen heraus. Eine weitere Stärke der Publikation liegt darin, dass sie unter dem Dach der Heterogenität unterschiedliche Themen und Herausforderungen zusammenführt. Die Redundanzen, die sich aus der allen Arbeiten gemeinsamen Annäherung an die Heterogenität ergeben, sind gewollt und werden editorial nicht "verschlankt". Vielmehr soll der Zugang zu diesem interpretationsbedürftigen Begriff in jedem Beitrag nachvollziehbar bleiben.
All diese Überlegungen rechtfertigen die Publikation der Seminararbeiten. Der Reader lädt die Leser/innen ein, sich inspirieren zu lassen und nach Ideen, Modellen, Konzepten, Strategien und Ansätzen zu suchen, die eine zukunftsorientierte berufliche Bildung ermöglichen.
Leuphana Universität Lüneburg
Berufsbildungswissenschaften
Lüneburg, Sommer 2009