Bildung gilt nach wie vor als komplexer Leitbegriff allgemeiner und spezieller Ausbildungsprozesse. Vielfach ausgerufene Individualisierungs- und Pluralisierungsprozesse stellen bildungstheoretische Argumentationen allerdings vor die Herausforderung performative Theorien und Modelle zu entwickeln, die historisch Erreichtes berücksichtigen und mit aktuellen politisch-wirtschaftlichen Lebenslagen konfrontieren und in die Zukunft hinaus neu entwerfen. Kritisch-konstruktive Parameter wie Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität sind hierbei unhintergehbar. Beruflicher Bildung kommt neben der Funktion einer sozialen Orientierung, v. a. auch identitätsstiftende Funktion zu. Das Modell einer ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung und Gerechtigkeit' erhebt den Anspruch eine gleichrangige Synthese traditioneller, bildungstheoretischer Vorstellungen sowohl mit pädagogischen als auch ökonomischen Zielvorstellungen zu ermöglichen. Denn sie kann, auf der Ebene des gesellschaftlichen Diskurses (Makroebene) eine Neurahmung der Wahrnehmung bewirken und daher als bildungstheoretische Suchbewegung eine wirklichkeitserzeugende Kraft entfalten. Nichtsdestoweniger muss auch hier die kritische Frage aufgeworfen werden, ob die Auseinandersetzung mit komplexen, widersprüchlichen Systemen die Ambiguitätstoleranz der Individuen nicht übersteigen könnte.
Hannah Denker
Studentin an der Leuphana Universität Lüneburg
Studiengang Lehramt an Berufsbildenden Schulen
Fachrichtung Sozialpädagogik, M. Ed.